Die Küche gilt als sozialer Mittelpunkt einer Wohnung. Gemeinsames Essen, unbeschwertes Beieinandersitzen und selbstständiges Kochen gelten für viele Menschen als Entspannung und Teil des Alltags. Entspannend ist all das aber nur, wenn eine unkomplizierte Fortbewegung gegeben ist. Deshalb sind rollstuhlgerechte Küchen explizit so konzipiert, dass Du auch sitzend agieren kannst.
Welche Anforderungen eine solche Küche erfüllen und was bei der Umsetzung beachtet werden sollte, erfährst Du hier. So erhältst Du eine Einschätzung darüber, welche Eigenschaften für Dich besonders wichtig sind. Vor der endgültigen Anschaffung empfiehlt sich allerdings ein Gespräch mit dem entsprechenden Fachpersonal – denn kaum etwas bietet so viele notwendige individuelle Anpassungen wie Kücheneinrichtung.
Um barrierefreie Ansprüche zu vereinheitlichen, gibt es die ÖNORM B 1600. Diese beinhaltet Empfehlungen für Maße und Anordnungen diverser baulichen Anlagen, damit diese für jeden Menschen gleichermaßen zugänglich sind.
Teil zwei dieser Norm befasst sich explizit mit der barrierefreien Planung, Ausführung und Ausstattung von Wohngebäuden und deren Außenanlagen. In Wohnbereichen muss der Begriff rollstuhlgerecht gesondert betrachtet werden. Anders als in öffentlichen Gebäuden schließt Barrierefreiheit diese Eigenschaft nicht automatisch mit ein.
Das heißt: Eine rollstuhlgerechte Wohnung ist zwar barrierefrei, eine barrierefreie Wohnung aber nicht uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbar.
Im weiteren Verlauf dieses Textes beziehen wir uns vorrangig auf die Informationen zur Nutzung mit einem Rollstuhl.
Grundsätzlich sollte eine rollstuhlgerechte Wohnung über Bewegungsflächen von 150 x 150 cm verfügen – diese gelten auch für die Küche. Hier sollte außerdem vor den Möbeln eine Mindesttiefe von 150 cm eingehalten werden.
Die Küchentür hat eine Breite von 90 cm, um ein Durchfahren ohne Anecken mit dem Rollstuhl zu gewährleisten. Türgriffe sollten sich auf einer Höhe von 85 cm befinden.
Die Küchenmöbel sind unterfahrbar. Auf welcher Höhe sich die Arbeitsflächen dazu befinden, ist dabei abhängig von Deiner individuellen Körpergröße. Damit Du auch den hinteren Teil der Flächen unkompliziert erreichen kannst, empfiehlt sich eine Tiefe von etwa 60 cm.
Grundsätzlich handelt es sich bei diesen Angaben um allgemeine Empfehlungen und Richtwerte – je nach individueller Einschränkung und Körpergröße können andere Maße notwendig sein.
Empfehlenswert ist, Herd, Arbeitsplatte und Spüle über Eck anzuordnen. Auf diese Weise sind alle wichtigen Flächen nah beieinander.
Um die Inhalte der Oberschränke gut erreichen zu können, sind individuelle Lösungen gefragt. Dazu gibt es beispielsweise höhenverstellbare Schrankauszüge. Alternativ erhältst Du Schranklifte, die Du bei Bedarf elektrisch hoch- und runterfahren kannst.
Tieferliegender Stauraum lässt sich in Form von rollbaren Schränken schaffen. So kann der unterfahrbare Raum effektiv genutzt werden, wenn Du nicht gerade an dieser Stelle arbeitest. Häufig lassen sich Schubladen auf dieser Höhe außerdem besser bedienen als aufschwingende Türen.
Um bequem am Esstisch Platz zu finden, sollte dieser 80 cm breit sein. Zudem solltest Du ihn mit dem Rollstuhl etwa 60 cm unterfahren können.
Um der Verletzungsgefahr vorzubeugen, solltest Du ein paar weitere Dinge beachten:
Darüber hinaus gibt es diverse individuelle Ausstattungsdetails für rollstuhlgerechte Küchen. Diese erleichtern die Arbeit nicht nur, sondern erhöhen außerdem die Sicherheitsstandards.
Welche Kosten beim Kauf einer rollstuhlgerechten Küche auf Dich zukommen, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Mittlerweile gibt es einige Elemente, die als standardisierte Lösung angeboten werden. Grundsätzlich ist die Anschaffung einer Küche aber mit die teuerste bei der Wohnungseinrichtung. Kommen Spezialanfertigungen hinzu, treibt das den Preis schnell in die Höhe.
Um mögliche Mehrkosten durch den rollstuhlgerechten Fokus zu minimieren, kannst Du finanzielle Unterstützung beantragen. Wichtig zu beachten ist, dass es sich dabei immer um eine Einzelfallentscheidung handelt, die je nach Institution unterschiedlich bewertet wird. Eine Sicherheit der Kostenübernahme kann daher nicht sicher gewährleistet werden.
Wenn Du über einen Pflegegrad verfügst, ist die Pflegekasse Dein Ansprechpartner. Bis zu 4.000 Euro kann Dir für den Kauf oder Umbau einer rollstuhlgerechten Küche zur Verfügung gestellt werden. Voraussetzung ist, dass dieser Deine Selbstständigkeit ermöglicht oder die Pflege erleichtert.
Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) bietet Förderungen und Kredite zum „altersgerechten Umbauen“ an. Diese umfassen unter anderem auch barrierefreie und rollstuhlgerechte Anpassungen der Küche.
Die einzelnen Bundesländer, Kreise und Kommunen können Dir ebenfalls Unterstützung bieten. Hier musst Du Dich allerdings individuell über mögliche Förderprogramme Deiner Region informieren.
Die Nutzung eines handlichen Rollstuhls kann im Innenbereich sehr hilfreich sein. Sogar Elektrorollstühle gibt es mittlerweile in leichten und schmalen Versionen – der ergoflix® LX ist beispielsweise nur 61,5 cm breit.
Doch sich allein darauf zu verlassen, ist oft keine Lösung. Wie Du auch andere Räume als die Küche rollstuhlgerecht anpassen kannst, erfährst Du in unseren anderen Blogbeiträgen:
Rollstuhl oder barrierefrei – das musst Du wissen
Diese Anforderungen erfüllt eine rollstuhlgerechte Wohnung
Rollstuhlgerechtes Bad: empfohlene Maße und Umbau
Nützliche Tipps für den Alltag im Rollstuhl
Hast Du Erfahrungen mit dem Umbau Deiner Wohnung oder andere Anmerkungen? Hinterlasse uns gern einen Kommentar.