Diese Anforderungen erfüllt eine rollstuhlgerechte Wohnung

14. Mai 2021

Barrierefrei heißt nicht rollstuhlgerecht – das wird spätestens bei der Wohnungssuche klar. Die zwei Begriffe voneinander abzugrenzen und zu wissen, worauf Du als Rollstuhlfahrer achten musst, kann die Suche nach den eigenen vier Wänden erleichtern. Aber auch wenn Du über einen Umbau Deines jetzigen Wohnortes nachdenkst, solltest Du die entsprechenden Unterschiede kennen.

Im Folgenden erklären wir Dir, wie eine rollstuhlgerechte Wohnung aussieht und welche Unterstützungsmöglichkeiten Du beim Umbau zu einer solchen hast.

Darauf solltest Du bei der Wohnungssuche achten

Nach dem Behindertengleichstellungsrecht müssen Güter und Dienstleistungen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, barrierefrei sein. An dieser Stelle umfasst die Barrierefreiheit Maßnahmen für alle Menschen – für Schwangere gleichermaßen wie für Rollstuhlfahrende, Blinde oder Gehörlose.

Im Privatraum verhält sich das anders – hier bedeutet Barrierefreiheit nicht, dass eine Wohnung auch uneingeschränkt mit dem Rollstuhl befahrbar ist.

Allerdings wirst Du bei der Wohnungssuche auf diverse scheinbar ähnliche Begrifflichkeiten stoßen: schwellenarm, seniorengerecht, behindertengerecht, behindertenfreundlich … das sind nur einige von ihnen. Oft fällt es schwer, zu differenzieren, was diese Dinge eigentlich aussagen. Das liegt daran, dass sie nicht näher definiert sind und ganz unterschiedlich ausgelegt werden können.

So ist eine behindertengerechte Wohnung beispielsweise an die individuelle Behinderung der dort lebenden Personen angepasst. Auch seniorengerecht bedeutet nicht, dass die Wohnung rollstuhlgerecht ist: Stattdessen fällt der Begriff in Immobilienbeschreibungen, wenn sich in der Nähe Arztpraxen befinden oder die Wohnung ohne die Nutzung von Treppen betreten werden kann.

Nur die Begriffe barrierefrei und rollstuhlgerecht (oder uneingeschränkt mit dem Rollstuhl befahrbar) sind klar definiert. In Wohnungsanzeigen ist eine barrierefreie Wohnung mit einem „R“ markiert, wenn diese auch mit dem Rollstuhl nutzbar ist.

Welche Anforderungen erfüllt eine rollstuhlgerechte Wohnung?

Explizit die ÖNORM B 1600 umreißt die Bedeutung von Barrierefreiheit und rollstuhlgerechten Anforderungen in Wohngebäuden und deren Außenanlagen.

Eine rollstuhlgerechte Wohnung erfüllt dabei immer die barrierefreien Standards, die in einigen Punkten noch darüber hinausgehen.

Wichtig ist allerdings, dass es sich bei der ÖNORM um Empfehlungen handelt, die nicht zwingend umgesetzt werden müssen. Deshalb kann die Umsetzung (vor allem auch je Bundesland) unterschiedlich geregelt sein. In manchen Regionen sind Teile der Norm allerdings verpflichtend ins Baugesetz aufgenommen worden. Beim barrierefreien Neu- oder Umbau sind sie in diesem Fall einzuhalten.

Vorab: Höhen werden immer über OFF angegeben – also gemessen von der Oberkante des fertigen Fußbodens bis Mitte zur Drückernuss oder zum Griff etc.

Rollstuhlgerechte Maße in der gesamten Wohnung

Damit Du Dich mit dem Rollstuhl problemlos fortbewegen und auch wenden kannst, müssen die Bewegungsflächen ausreichend groß sein. Das gilt ebenfalls für Türen und Durchgänge. Des Weiteren sollten Türen und Fenster mit wenig Kraftaufwand bedienbar sein. Man orientiert sich dabei an folgenden Vorgaben:

  • Bewegungsflächen betragen 150 x 150 cm.
  • Verschiedene Bewegungsflächen können sich überlagern.
  • Vor Möbeln sollte 150 cm Platz sein – gilt auch für eine Längsseite des Bettes.
  • Türen und Durchgänge sind 90 cm breit.
  • Türspione befinden sich auf einer Höhe von 1,20 m.
  • Fenstergriffe sind zwischen 0,85 m bis 1,05 m hoch oder automatisch bedienbar.
  • Lichtschalter, Türdrücker etc. haben eine Greif- und Bedienhöhe von 85 cm.
  • Tipp für Schränke: Im unteren Schrankbereich lassen sich Schubladen üblicherweise besser bedienen als Türen.

Essplatz und Küche

  • Herd, Arbeitsplatte und Spüle sollten unterfahrbar sein.
  • Achtung: Das Spülbecken sollte nicht Deine Beine berühren, um Verbrennungen bei einlassendem Wasser zu verhindern.
  • Am Esstisch benötigst Du etwa 80 cm breit Platz und sollten ihn bis zu 60 cm unterfahren können.
  • Die Inhalte der Oberschränke sollten gut zugänglich gemacht werden. Etwa durch ein Liftsystem.
  • Arbeitshöhen sollten an Deine individuelle Körpergröße ausgerichtet sein.

Rollstuhlgerechtes Badezimmer

Das Badezimmer sollte daran ausgerichtet sein, Dir ein selbstständiges Nutzen der sanitären Anlagen zu gewährleisten. Dazu gehören beispielsweise eine leicht zugängliche Dusche und ein unkompliziertes Umsetzen auf die Toilette.

Toilette

  • Die Toilette befindet sich auf einer Höhe von 46-48 cm (kann aber je nach Körpergröße abweichen).
  • Auf der einen Seite zwischen Klo und Wand sollte mindestens 90 cm Platz sein, um es von der Seite anfahren zu können.
  • Die Kloschüssel ist 70 cm tief.
  • Es befinden sich Halte- und Stützgriffe in der Nähe

Waschtisch

  • Waschtische sind unterfahrbar und bieten ausreichend Beinfreiheit.
  • Sie sollten etwa 80 cm hoch sein.
  • Es wird eine Breite von 90 cm empfohlen.
  • Ist ein Spiegel vorhanden, schließt dieser direkt an den Waschtisch an und ist maximal einen Meter hoch.

Dusche

  • Die Duschfläche ist ebenerdig und stufenlos nutzbar.
  • Es sollte ein rutschhemmender Bodenbelag vorhanden sein.
  • Stützgriffe und Duschsitz erleichtern die Nutzung.
  • Es gibt bestimmte Ablauf-Eigenschaften, um beispielsweise Pfützenbildung zu verhindern.

Badewanne

  • Ist eine Badewanne vorhanden, sollte dies mit einem Lift oder per Tür schwellenlos zugänglich gemacht werden.
  • Auch hier sollten Stützgriffe zur sicheren Nutzung angebracht sein.

 Balkon, Terrasse oder Loggia

  • Sollten schwellenlos erreichbar sein.
  • Auch hier wird eine ausreichende Bewegungsfläche empfohlen.
  • Brüstungen sollten ab 60 cm Höhe teilweise eine Durchsicht ermöglichen.

Grundsätzlich können die genannten Maße und Bedingungen leicht abweichen. Gerade in Bezug auf die Toilettenhöhe haben vor allem kleinere Menschen Probleme bei der Nutzung. Je nach individueller Körpergröße und Sitzhöhe können andere Anforderungen für Dich notwendig sein. Diesen Umstand solltest Du im Falle eines Umbaus dringend ansprechen.

Außenbereiche und Zugang zur Wohnung

Eine rollstuhlgerechte Wohnung muss ohne Schwierigkeiten erreichbar sein. Viele der für den Wohnbereich empfohlene Maße sind daher in diesen Bereichen umzusetzen – die Höhe der Bedienflächen und der geringe Kraftaufwand zur Türöffnung beispielsweise. Außerdem sollte …

  • … der Hauseingang möglichst barriere- und schwellenarm sein.
  • … der Hauseingang über eine Rampe verfügen, die an Anfang und Ende eine Bewegungsfläche von 150 x 150 cm hat. Die maximale Steigung sollte 6 % nicht übersteigen.
  • … der Hauptzugangsweg 150 cm breit sein.

Rollstuhlgerechte Wohnung: Zuschüsse für den Umbau

Wenn Du Deine Wohnung rollstuhlgerecht umbauen möchtest, solltest Du Dich über Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung informieren. Es gibt unterschiedliche Institutionen, die Dir Zuschüsse oder Darlehen gewährleisten können. Wichtig ist aber: Es handelt sich immer um eine Einzelfallentscheidung durch die jeweilige Einrichtung. Auch die Voraussetzungen für die Beantragung können unterschiedlich sein. Es gibt keine Garantie, dass Du für die Unterstützung infrage kommst– es lohnt sich aber, es wenigstens zu versuchen.

Lebst Du zur Miete, musst Du mögliche Umbaumaßnahmen vorab mit Deinem Vermieter absprechen. In der Regel kann dieser Dein Anliegen nicht unbegründet ablehnen, ist aber nicht dazu verpflichtet, die Kosten zu übernehmen. In diesem Fall kannst Du Dich über folgende Angebote näher informieren:

Krankenkasse

Vom Arzt verordnete Hilfsmittel können von Deiner Krankenkasse übernommen oder bezuschusst werden. Dazu gehören ebenfalls Maßnahmen, die Deine Wohnung rollstuhlgerecht gestalten. Das können beispielsweise Badewannenlifte, Sicherheitsgriffe und Aufrichthilfen oder Toilettensitzerhöhungen sein. Voraussetzung ist, dass Du die Verordnung Deines Arztes und den Kostenvoranschlag des Hilfsmittels bei Deiner Krankenkasse einreichst.

Wie Du genau vorgehen musst, kannst Du dem Beitrag In 5 Schritten einen Elektrorollstuhl beantragen entnehmen – das Vorgehen ist bei jedem Hilfsmittel gleich.

Pflegekasse

Über Deine Pflegekasse können Dir „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ gewährleistet werden. Beantragen kannst Du diese, wenn Du über einen Pflegegrad der Stufe 1 bis 7 verfügst. Bei Genehmigung kannst Du einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro erhalten. Dieser gilt für Maßnahmen, die notwendig sind, um häusliche Pflege oder das selbstständige Agieren zu ermöglichen. Darunter fallen Türverbreiterungen oder ein Badumbau.

Bundeslandspezifische Zuschüsse

Je nach Bundesland kannst Du außerdem auf unterschiedliche weitere Zuschüsse zurückgreifen. Diese werden je nach entsprechend geltenden Wohnbauförderungsprogrammen gewährleistet. Hier lohnt es sich auf den offiziellen Seiten des entsprechenden Bundeslandes zu informieren.

Kreditinstitute

Institute wie die KfW (Kreditanstalt für Wideraufbau) kann Dich mit einer Förderung oder einem Darlehen unterstützen. Voraussetzung ist üblicherweise, dass Du Dich beim Umbau an die Angaben der ÖNORM hältst. Andernfalls könnte das ein Grund sein, keine Bewilligung zu erhalten.

Zusätzliche Entlastung: handlicher Rollstuhl für den Innenbereich

Unabhängig von der Wahl einer oder dem Umbau zu einer rollstuhlgerechten Wohnung kann ein handlicher Rollstuhl in der Wohnung hilfreich sein. Auch elektrische Modelle sind mittlerweile weniger sperrig als noch vor ein paar Jahren: So ist der ergoflix® LX beispielsweise nur 61,5 cm breit.

Zusätzlich zu den rollstuhlgerechten Anforderungen Deines Wohnraumes kann ein solches Modell den Alltag erleichtern. Solltest Du Fragen zum elektrischen Rollstuhl haben, melde Dich gern bei uns. Du erreichst uns telefonisch unter +43 (0) 7203 17453 oder per Mail an: info@ergoflix.at.

Wir hoffen außerdem, dass Dir dieser Beitrag dabei hilft, sich beim Umbau oder auf der Suche nach einer rollstuhlgerechten Wohnung zu orientieren.

Mobilität zurückgewinnen dank faltbarem Elektrorollstuhl

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2 comments on “Diese Anforderungen erfüllt eine rollstuhlgerechte Wohnung”

  1. Der Beitrag ist sehr hilfreich, wenn man die Wohnung rollstuhlgerecht umbauen möchte. So weiß man, was man alles benötigt. Wir haben auch einen Badewannenlift bestellt.

    1. Hey,
      vielen Dank für Ihren Kommentar. Das freut uns sehr, dass Ihnen unser Beitrag weitergeholfen hat.
      Wir wünschen ganz viel Erfolg beim Umbau Ihrer Wohnung.
      Herzliche Grüße aus Hamminkeln und einen guten Start in 2023.
      Ihr ergoflix-Team

Du hast Fragen? Rufe uns gerne an
+43 (0) 720317453

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