Hindernis Treppe: Mit dem Rollstuhl Stufen überwinden

3. September 2021

Treppe rauf, Treppe runter ... was für gehende Menschen selbstverständlich ist, stellt Rollstuhlfahrer vor unüberwindbare Hürden. Denn leider sind noch lange nicht alle Gebäude barrierefrei zugänglich.

Das bedeutet für Dich: Stößt der Rollstuhl auf Stufen, muss eine Lösung her – und zwar eine, die am besten nicht aus einer alternativen Route besteht. Doch so einfach ist das leider nicht. Aus diesem Grund haben wir einige Tipps und Informationen für Dich als Rollstuhlfahrer oder Begleitperson zusammengetragen.

Ohne Begleitung Treppen mit dem Rollstuhl meistern

Unabhängig davon, ob Dein Weg über Stufen führt: Als Rollstuhlfahrer empfiehlt es sich, an einem Rollstuhlsicherheits- oder Mobilitätstraining teilgenommen zu haben. Dabei lernst Du einen sicheren Umgang mit Deinem Hilfsmittel. Dazu gehört in der Regel auch die Bewältigung von Schwellen, Stufen und Treppen. Aber: Leider ist dieses Wissen kein Garant dafür, dass sich jedes Hindernis überwinden lässt.

Ob und wie Du Treppen mit Rollstuhl problemlos hinter sich lassen kannst, ist abhängig von Deiner körperlichen Verfassung. Aber auch das genutzte Rollstuhlmodell hat einen Einfluss darauf:

Manueller Rollstuhl

Es ist möglich, auch viele Stufen selbstständig zu überwinden. Wichtig sind dabei eine Menge Übung und vor allem Muskelkraft – denn der „Aufstieg“ ist sehr anstrengend.

Dazu gurtest Du Dich im Rollstuhl fest und ziehst Dich samt Hilfsmittel am Handlauf der Treppe hoch. Ein bisschen Erleichterung bringt dabei eine Bremshilfe. Diese hindert Dich am Vorwärtsrollen. Sobald Du eine Treppenstufe gemeistert hast, kannst Du eine Pause machen – ohne, dass Du von der Treppe rutschst.

Runter geht es dann am besten rückwärts, Stufe für Stufe und mit den Händen am Handlauf.

Das Vorgehen kann je nach Vorliebe und körperlichen Voraussetzungen variieren. Zudem ist die Machart der Treppe relevant: Wendeltreppen oder schmale Stufen könnten Dir einen Strich durch die Rechnung machen.

Wichtig ist außerdem immer:

  • konzentriert zu sein
  • gut greifen zu können
  • ein sicherer Fahrer zu sein
  • viel Kraft in den Armen zu haben

Elektrorollstuhl

Ein klassischer E-Rollstuhl ist viel zu schwer, um ihn eine Treppe hochzuwuchten. Mittlerweile gibt es aber sehr leichte elektrische Rollstühle – wie sieht es also damit aus?

Ohne Hilfe leider nicht gut. Die Modelle sind zwar leicht, haben aber viel kleinere Räder als ein manuelles Hilfsmittel. Diese eignen sich nicht für die Treppennutzung. Abgesehen davon ist meist der Akku im Weg und Du läufst Gefahr, diesen zu beschädigen.

Zusammenklappbare E-Rollstühle kannst Du theoretisch wie einen Trolley hinter Dich herziehen. Das ist aber natürlich nur dann eine Option, wenn Du mit Hilfe des Handlaufs selbst die Treppen nehmen oder Dich sitzend über die Stufen nach oben ziehen kannst.

Wichtig: Höre grundsätzlich auf Dein Bauchgefühl. Das Treppensteigen mit Rollstuhl ist nicht leicht und kann bei Unsicherheit schnell gefährlich werden. Der sichere Weg ist immer der bessere – und wenn das bedeutet, das Hindernis zu umfahren ist das zwar ärgerlich, aber auf jeden Fall ratsam.

Als Begleitperson beim Überwinden von Stufen helfen

Bei der Bewältigung einzelner Stufen oder höhere Bordsteinschwellen kannst Du als Hilfsperson wie folgt vorgehen:

Hoch geht es, indem der Rollstuhlfahrer sich mit Blickrichtung zur Stufe platziert. Du kannst jetzt das Hilfsmittel samt Fahrer nach hinten kippen, sodass die Vorderräder den Boden nicht mehr berühren. Schiebe den Rollstuhl weiter nach vorn, sodass Du die vorderen Räder auf die Erhöhung stellen kannst. Jetzt werden die hinteren Räder hochgehoben und ebenfalls auf der Stufe abgestellt.

Beim Runterfahren sollte sich die Erhöhung im Rücken des Rollstuhlfahrers befinden. Steige zuerst hinunter und ziehe Deine Begleitung vorsichtig erst mit den Hinter-, dann mit den Vorderrädern von der Kante.

Ganze Treppen sind ohne weiteres Hilfsmittel sehr schwer zu bewältigen. Gibt es noch eine dritte Person, die helfen kann? Dann kannst Du von vor und hinter dem Rollstuhl die fahrende Person unterstützen. Während ein Helfer anhebt, kann die andere Person darauf achten, dass der Rollstuhl nicht von den Stufen rutscht. Runter kannst Du genauso vorgehen wie bei einzelnen Stufen. Wichtig ist, dass Du Dir sicher bist, das Gewicht von Rollstuhlfahrer und Hilfsmittel halten zu können.

Auch hier gilt: Die oben genannten Vorgehensweisen eignen sich vor allem bei manuellen Rollstühlen. Leichte E-Rollstühle wie der ergoflix lassen sich am besten ohne Fahrer die Treppe hochschaffen.

Hilfsmittel zur Treppenüberwindung

Vor allem im privaten Wohnumfeld sind alternative Routen keine Option. Damit Du im Alltag nicht eingeschränkt bist, gibt es immer mehr Anbieter, die nach einer Lösung suchen. So erhältst Du beispielsweise folgende Hilfsmittel, die Dich beim Treppensteigen mit Rollstuhl unterstützen können:

Treppenlifte werden per Schienen an der Wand montiert. Es gibt Modelle, bei denen Du Dich umsetzen musst. Andere sind direkt mit dem Rollstuhl befahrbar. Über die Schienen wirst Du die Treppe hoch- oder runtergefahren.

Ein elektrischer Treppensteiger erleichtert Hilfspersonen den Aufstieg. Dieser kann an den eigenen Rollstuhl angekoppelt werden. Es gibt aber auch Hilfsmittel mit eigenem Sitz. Die Höhe der Griffe kann individuell an die helfende Person angepasst werden. Der Motor treibt die Rad-Paare an, die das Treppensteigen automatisch für Dich übernehmen.

Eine Treppenraupe hat stabile Bänder, die beinahe an die Räder eines Panzers erinnern. Mit dem Rollstuhl fährst Du auf das Gerät und gurtest Dich fest. Bedient wird die Raupe meist von einer Begleitperson, es gibt aber auch Modelle, die Du ohne Hilfe nutzen kannst. Das Hilfsmittel wird in Schräglage gebracht und parallel zur Treppe ausgerichtet. Ab jetzt übernehmen die Bänder den Antrieb auf der Treppe. Wegen der besonderen Oberflächenstruktur rutscht das Gerät nicht von den Stufen.

Mittlerweile gibt es außerdem treppensteigende E-Rollstühle. Diese bringen besondere Voraussetzungen mit sich, um Stufen bewältigen zu können. Da es sich dabei um eine recht neue Entwicklung handelt, sind diese Modelle sehr teuer und noch nicht alltagserprobt.

Wichtig ist, dass je nach Hilfsmittel zum Treppensteigen mit Rollstuhl andere Voraussetzungen gegeben sein müssen. So kann die Breite der Stufen oder des Plateaus eine Rolle spielen. Auch der Steigungswinkel hat Einfluss auf die Funktionalität. Vor dem Kauf solltest Du Dich daher ausführlich informieren.

Zahlt die Krankenkasse entsprechende Hilfsmittel?

Wenn Du über einen Pflegegrad verfügst, ist die Pflegekasse der passende Ansprechpartner zur Kostenübernahme.

Bei der Einordnung als Hilfsmittel für die allgemeine Mobilität, ist die Krankenkasse bzw. Förderstelle verantwortlich.

Ob Kranken-, Pflegekasse oder Förderstelle: Es handelt sich wie immer um eine Einzelfallentscheidung. Ob und wie Du bei der Anschaffung einer Treppensteighilfe für den Rollstuhl unterstützt wirst, musst Du daher bei Deinem entsprechenden Ansprechpartner erfragen.

Fazit: Treppensteigen mit dem Rollstuhl

Um das Hindernis Treppe in den eigenen vier Wänden bewältigen zu können, gibt es mehrere Hilfsmittel. Im öffentlichen Bereich sind diese aber häufig keine Option, da sie entweder fest installiert oder sehr aufwendig zu transportieren sind.

Der beste Weg ist in diesem Fall wohl leider, nach alternativen Routen zu suchen. Unbekannte Strecken kannst Du vorab mithilfe von Anbietern wie der wheelmap auf unüberwindbare Hindernisse überprüfen und Alternativen planen.

Mobilität zurückgewinnen dank faltbarem Elektrorollstuhl

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